Ich bin nun
bald drei Monate in Irland. Vieles ist passiert seit ich das letzte Mal einen
Blogeintrag geschrieben habe. So viel, dass ich nun unmöglich von allem
erzählen kann.
Aber
irgendwo muss ich ja beginnen. Meine
Gastschwester ist ausgezogen, ich bin momentan die einzige Austauschschülerin
im Haus meiner Gastfamilie. Ich habe aber kein Problem damit, da ich sowieso
eher selten zu Hause bin.
Vor drei
Wochen begannen meine ersten Schulferien in Irland. Ich glaube, ich bin noch
nie so beschäftigt gewesen in den Ferien, wie hier. Jeden Tag war ich woanders.
Mit Aurelia, einer italienischen Freundin habe
ich das Titanic Museum in Belfast besucht. Einige Austauschschüler und ich sind
mit einer Busorganisation nach Kildare zum nationalen Pferdegestüt gegangen.
Ich habe auf dem Hof, wo ich nun (leider sehr unregelmässig) reite, bei einem
Ponycamp geholfen. Ich habe vor einer Kirche Kürbisse geschnitzt und in einer
Busstation das Stricken wieder gelernt. Ich sah wie man eine perfekte
italienische Pizza macht und ich habe die beste Kürbissuppe gegessen. Ich habe
mich mit Aurelia vor dem Gerichtshaus halloweentauglich geschminkt und dann
habe ich auch noch mein erstes Halloween in Irland erlebt, von welchem ich später
noch erzählen werde. Ja, ich habe wirklich viel gesehen und erlebt in einer
einzigen Woche. Der Schulbeginn war dann eher schwierig nach einer solch
aufregenden Zeit.
Aber auch in
der Schule hat sich einiges geändert. Um das erzählen zu können, muss ich ganz
kurz das irische Schulsystem beschreiben.
Wie bei uns
ist man zuerst sechs Jahre in der primary
school, danach kommt man in die secondary
school.
Die ersten
drei Jahre der secondary school heissen
junior cycle, die letzen drei sind der senior
cycle. Das vierte Jahr, also das erste Jahr des senior cycles, nennt sich Transition
year und es ist freiwillig. Die Idee des Transition year ist es, dass die Schüler herausfinden können, was
sie später machen wollen. Man hat viel mehr Fächer als normalerweise, so dass
man merkt, was einem am besten gefällt. Die Schüler haben aber kaum Hausaufgaben,
keine Prüfungen und alles ist sehr locker. Man lernt eigentlich nichts und man
hat viele Projekte und Ausflüge. Das tönt in der Theorie ziemlich gut und ich
glaube, es gibt viele Schüler, die das Transition
Year geniessen, aber ich kenne auch einige, die sagen, dass es sehr
langweilig und Zeitverschwendung ist. Jedenfalls kann man selber entscheiden,
ob man dieses Jahr machen will oder nicht. Wenn man es nicht macht, kommt man
direkt in die fünfte Klasse, welche sich auch das Academic Year nennt. In diesem Jahr beginnt der Kurs für das viel
gefürchtete Leaving Certificate. Jeder
macht es hier, es ist die Abschlussprüfung nach zwölf Jahren Schule. Man muss es in mindestens sechs Fächern
machen, wenn man mehr als sechs Fächer hat, zählen am Schluss nur die sechs
Besten. In jedem Fach kann man hundert Punkte erzielen, also ist die höchste zu
erreichende Punktzahl 600. Das schafft aber kaum jemand. Nach diesen Punkten
wird dann später entschieden, an welche Universität oder an welches College man
gehen kann. Das ganze Land macht die genau gleiche Prüfung.
Also, das
wäre eine kurze Übersicht über das Schulsystem. Nun werden die internationalen
Schüler meist ins Transition year oder ins fünfte Jahr eingestuft. Auch ich bin
in die fünfte Klasse gekommen. Anfangs war ich ein wenig besorgt, dass es
ziemlich schwierig und anstrengend werden könnte, da meine Gastfamilie mir
sagte, dass man im fünften Jahr sehr viel lernen müsse und, dass es nicht
umsonst Academic Year heisse. Meine Bedenken verflogen dann aber schnell, als
ich einige Wochen in der Schule verbracht hatte. In Mathe und Französisch
schlief ich teilweise beinahe ein und auch in den anderen Fächern war ich alles
andere als überfordert. Nachdem ich dann in zahlreichen Prüfungen 100 % erzielt
hatte, brachte mich Aurelia (die italienische Austauschschülerin) auf eine
Idee:
Sie wollte
ins sechste Jahr wechseln. Das Abschlussjahr! Und dann am Schluss will sie das
Leaving Certificate schreiben, welches ihr
je nach Punktzahl erlauben würde, in Irland und im Vereinigten
Königreich zu studieren. Es dauerte nicht lange und ich hatte einen Entschluss
gefasst.
Nun einige
Wochen später bin ich im sechsten Jahr und ich habe bereits begonnen mich auf das
Leaving Cert, wie man hier sagt, vorzubereiten. Ich habe nun natürlich einiges
zu tun, ich muss alles nachholen, was die anderen im fünften Jahr gelernt
haben. Aber ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung und freue mich bereits
auf die bevorstehenden Herausforderungen. Glücklicherweise kann ich anstatt
Business, was ich im fünften Jahr gemacht habe, Deutsch nehmen. Also werde ich
mein Leaving Cert in Deutsch, Französisch, Geographie, Biologie, Mathe und
Englisch schreiben.
Das ist auch
der Grund, weshalb ich in den letzten Wochen keine Zeit gefunden habe, um einen
Blogeintrag zu schreiben.
An dieser
Stelle möchte ich mich auch bei allen entschuldigen, bei welchen ich mich in
letzter Zeit nicht so häufig gemeldet habe.
Ich habe
viel zu tun, aber ich liebe alle meine Freunde in der Schweiz und ich denke
sehr oft an euch.
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