Sonntag, 20. November 2016

Nach langer Zeit mal wieder

Ich bin nun bald drei Monate in Irland. Vieles ist passiert seit ich das letzte Mal einen Blogeintrag geschrieben habe. So viel, dass ich nun unmöglich von allem erzählen kann.

Aber irgendwo muss ich ja beginnen.  Meine Gastschwester ist ausgezogen, ich bin momentan die einzige Austauschschülerin im Haus meiner Gastfamilie. Ich habe aber kein Problem damit, da ich sowieso eher selten zu Hause bin.

Vor drei Wochen begannen meine ersten Schulferien in Irland. Ich glaube, ich bin noch nie so beschäftigt gewesen in den Ferien, wie hier. Jeden Tag war ich woanders.
 Mit Aurelia, einer italienischen Freundin habe ich das Titanic Museum in Belfast besucht. Einige Austauschschüler und ich sind mit einer Busorganisation nach Kildare zum nationalen Pferdegestüt gegangen. Ich habe auf dem Hof, wo ich nun (leider sehr unregelmässig) reite, bei einem Ponycamp geholfen. Ich habe vor einer Kirche Kürbisse geschnitzt und in einer Busstation das Stricken wieder gelernt. Ich sah wie man eine perfekte italienische Pizza macht und ich habe die beste Kürbissuppe gegessen. Ich habe mich mit Aurelia vor dem Gerichtshaus halloweentauglich geschminkt und dann habe ich auch noch mein erstes Halloween in Irland erlebt, von welchem ich später noch erzählen werde. Ja, ich habe wirklich viel gesehen und erlebt in einer einzigen Woche. Der Schulbeginn war dann eher schwierig nach einer solch aufregenden Zeit.

Aber auch in der Schule hat sich einiges geändert. Um das erzählen zu können, muss ich ganz kurz das irische Schulsystem beschreiben.
Wie bei uns ist man zuerst sechs Jahre in der primary school, danach kommt man in die secondary school.
Die ersten drei Jahre der secondary school heissen junior cycle, die letzen drei sind der senior cycle. Das vierte Jahr, also das erste Jahr des senior cycles, nennt sich Transition year und es ist freiwillig. Die Idee des Transition year ist es, dass die Schüler herausfinden können, was sie später machen wollen. Man hat viel mehr Fächer als normalerweise, so dass man merkt, was einem am besten gefällt. Die Schüler haben aber kaum Hausaufgaben, keine Prüfungen und alles ist sehr locker. Man lernt eigentlich nichts und man hat viele Projekte und Ausflüge. Das tönt in der Theorie ziemlich gut und ich glaube, es gibt viele Schüler, die das Transition Year geniessen, aber ich kenne auch einige, die sagen, dass es sehr langweilig und Zeitverschwendung ist. Jedenfalls kann man selber entscheiden, ob man dieses Jahr machen will oder nicht. Wenn man es nicht macht, kommt man direkt in die fünfte Klasse, welche sich auch das Academic Year nennt. In diesem Jahr beginnt der Kurs für das viel gefürchtete Leaving Certificate. Jeder macht es hier, es ist die Abschlussprüfung nach zwölf Jahren Schule.  Man muss es in mindestens sechs Fächern machen, wenn man mehr als sechs Fächer hat, zählen am Schluss nur die sechs Besten. In jedem Fach kann man hundert Punkte erzielen, also ist die höchste zu erreichende Punktzahl 600. Das schafft aber kaum jemand. Nach diesen Punkten wird dann später entschieden, an welche Universität oder an welches College man gehen kann. Das ganze Land macht die genau gleiche Prüfung.

Also, das wäre eine kurze Übersicht über das Schulsystem. Nun werden die internationalen Schüler meist ins Transition year oder ins fünfte Jahr eingestuft. Auch ich bin in die fünfte Klasse gekommen. Anfangs war ich ein wenig besorgt, dass es ziemlich schwierig und anstrengend werden könnte, da meine Gastfamilie mir sagte, dass man im fünften Jahr sehr viel lernen müsse und, dass es nicht umsonst Academic Year heisse. Meine Bedenken verflogen dann aber schnell, als ich einige Wochen in der Schule verbracht hatte. In Mathe und Französisch schlief ich teilweise beinahe ein und auch in den anderen Fächern war ich alles andere als überfordert. Nachdem ich dann in zahlreichen Prüfungen 100 % erzielt hatte, brachte mich Aurelia (die italienische Austauschschülerin) auf eine Idee:
Sie wollte ins sechste Jahr wechseln. Das Abschlussjahr! Und dann am Schluss will sie das Leaving Certificate schreiben, welches ihr  je nach Punktzahl erlauben würde, in Irland und im Vereinigten Königreich zu studieren. Es dauerte nicht lange und ich hatte einen Entschluss gefasst.

Nun einige Wochen später bin ich im sechsten Jahr und ich habe bereits begonnen mich auf das Leaving Cert, wie man hier sagt, vorzubereiten. Ich habe nun natürlich einiges zu tun, ich muss alles nachholen, was die anderen im fünften Jahr gelernt haben. Aber ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung und freue mich bereits auf die bevorstehenden Herausforderungen. Glücklicherweise kann ich anstatt Business, was ich im fünften Jahr gemacht habe, Deutsch nehmen. Also werde ich mein Leaving Cert in Deutsch, Französisch, Geographie, Biologie, Mathe und Englisch schreiben.
Das ist auch der Grund, weshalb ich in den letzten Wochen keine Zeit gefunden habe, um einen Blogeintrag zu schreiben.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen entschuldigen, bei welchen ich mich in letzter Zeit nicht so häufig gemeldet habe.
Ich habe viel zu tun, aber ich liebe alle meine Freunde in der Schweiz und ich denke sehr oft an euch.


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